Literatur zur Geschichte des Vereinslazarettzugs T3 Iserlohn, Altena, Olpe und Siegen

Vorstellung des neuen Sonderbands

Christian Brachthäuser vom Stadtarchiv Siegen legt mit „Zwischen Fronterlebnis und Krankenfürsorge“ ein neues Buch über Krankenpflege und Heeressanitätsdienst während des Ersten Weltkriegs vor. In der vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) geförderten Studie werden die Schrecken an Bord eines vom Roten Kreuz ausgestatteten Vereinslazarettzugs zwischen 1915 und 1918 dokumentiert. Es handelt sich dabei um den neunten Sonderband der von der Geschichtswerkstatt Siegen e.V. veröffentlichten „Siegener Beiträge“.
Im Rahmen seiner akribischen Recherchen hat der Autor eine Reihe bislang unbekannter Quellen im Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen (Münster), im Hauptarchiv der von Bodelschwinghschen Stiftung in Bethel bei Bielefeld sowie im Stadtarchiv Iserlohn eingesehen. Die dramatischen Erlebnisberichte einer Krankenschwester sowie die Protokolle des Zugführers liefern schonungslose Blicke hinter die Kulissen der Kriegsmaschinerie an Ost- und Westfront: „Auf 82 Dienstfahrten zu den Schlachtfeldern in ganz Europa transportierte der von den Kreisen Iserlohn, Altena, Olpe und Siegen finanzierte Lazarettzug mehr als 20.000 zum Teil schwer verletzte Patienten. Ein Großteil der erkrankten und traumatisierten Verwundeten wurde auch auf die Krankenhäuser und Heilanstalten entlang der Ruhr-Sieg-Strecke im Sauerland und Siegerland verteilt.“

Die Aufzeichnungen des Dienstpersonals liefern persönliche Sichtweisen auf den häufig von Konflikten geprägten Arbeitsalltag der Pflegekräfte, thematisieren aber auch den Zustand der Kriegsversehrten. Denn je länger der zermürbende Stellungskrieg in den Schützengräben dauerte und die Materialschlachten ihren Tribut forderten, desto schlimmer wurden die Verletzungen und Verstümmelungen, die es zunächst an Bord des Zuges, dann in den Lazaretten und Hospitälern hinter der Gefechtslinie medizinisch zu versorgen galt. „Insofern brachten Lazarettzüge wie der T3 den scheinbar weit entfernten Krieg auch in die Provinz und hielten der Zivilbevölkerung die drastischen Folgen vor Augen“, so Brachthäuser.
Der reich bebilderte neue Sonderband der „Siegener Beiträge“ stellt karitatives Engagement und Kriegswohlfahrt bis zur Beendigung des Ersten Weltkriegs vor, diskutiert Problemstellungen des Roten Kreuzes unter dem Zeichen des Militärdienstes und untersucht Stiftungsinitiative, Trägerschaft sowie Einsatzorte des Vereinslazarettzugs T3. Aus regionalgeschichtlicher Perspektive besonders aufschlussreich sind die Informationen zur Versorgung der Kriegsversehrten im Regierungsbezirk Arnsberg. Der Autor hat zu diesem Zweck die Situation in Iserlohn, Altena, Lüdenscheid, Finnentrop und natürlich in Siegen genauer unter die Lupe genommen und eine Vielzahl lokaler Presseberichterstattung und anderer historischer Quellen ausgewertet.

„Zwischen Fronterlebnis und Krankenfürsorge“ ist zum Preis von 15,- Euro ab dem 8. Dezember überall im Buchhandel, beim Herausgeber (www.geschichtswerkstatt-siegen.de) oder beim Stadtarchiv Siegen erhältlich.

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