Symposium zu 40 Jahren Universität Siegen
Pointierte und übergreifende Einblicke sowohl in die Entwicklung der Gesamthochschulidee als auch in die Geschichte der Universität Siegen als ehemalige Gesamthochschule: Das Symposium zum 40-jährigen Bestehen trug facettenreich zum Verständnis der Entstehungsbedingungen der Siegener Hochschule bei, jetzt auch dokumentiert in Zeitzeugeninterviews mit Film und Buch.
„Ob die Universität Siegen mit ihren 40 Jahren das sog. ‘Schwabenalter‘, das ja angeblich ‚Weisheit‘ bedeutet, erreicht hat, vermag ich nicht zu sagen“, begrüßte Rektor Holger Burckhart die rd. 400 Gäste zum Symposium anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Universität Siegen, „Institutionen können bestenfalls Voraussetzung für Weisheit schaffen“. Dass viele intendierte Ziele der Gesamthochschulgründungen auch heute noch aktuell sind und Herausforderungen bleiben, machte er an drei Punkten deutlich: dem Postulat der Inklusion als Teilhabe an Gesellschaft, der zunehmenden Vernetzung von Bildung in die Gesellschaft hinein sowie in der wachsenden Erkenntnis, dass Hochschulen sich nicht allein auf Elitenbildung konzentrieren, sondern individuelle Bildungsbiographien zulassen müssen.
Als Kind der Stadt und Alumnus der Universität Siegen überbrachte Johannes Remmel, nordrhein-westfälischer Minister für Klima-, Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, auch die Glückwünsche der Landesregierung. Auch für ihn sei die Errichtung der Hochschule vor der Haustür, aber etwa auch die damalige hohe Beteiligung an der studentischen Mitbestimmung entscheidend und für seinen Weg prägend gewesen. Als „Laboratorien für Nachhaltigkeit“ sieht er die Universitäten in der Verantwortung, sich immer wieder die Frage zu stellen, „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“ Dies setze – auch für die Landesregierung – voraus, den Studierenden die Lebensbedingungen zu schaffen, in denen sie sich mit Zeit, Ruhe und Kreativität ihrem Studium widmen können.
Detaillierte Einblicke in die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen der gleichzeitigen „hektischen Gründung“ von fünf Gesamthochschulen in Nordrhein-Westfalen vermittelte Gründungsrektor Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Artur Woll, der nicht nur die Umstände seiner Berufung, sondern auch die Probleme, die mit dem Auf- und Ausbau des Siegener Standortes und seiner Personalstruktur verbunden waren, beschrieb. „Die Bedeutung der Gesamthochschulen liegt in der Gestaltung neuer Studiengänge, die Idee des Y-Modells lebt fort“, so der Alt-Rektor. Er verwies auch darauf, dass Siegen bereits 1977 als erste der NRW-Gesamthochschulen in die Deutsche Forschungsgemeinschaft aufgenommen wurde, ein Beleg für die hervorragenden Forschungsleistungen, die in Siegen bereits zu so früher Zeit erbracht wurden.
Mit ihrem Festvortrag „Gesamthochschulen siegen – Reform als Prozess“ untermauerte Prof. Dr. Aylâ Neusel die Ausführungen von Prof. Woll. Mehr noch: Als Hochschulforscherin und ehemalige Vizepräsidentin der Universität Kassel, die ein Jahr früher als die NRW-Hochschulen als Gesamthochschule gegründet wurde, führte sie aus, warum die Gründungsziele heute noch gelten und auch als Vorläufer des Bologna-Prozesses weiterwirken, etwa bei gestuften Studiengänge, der Verringerung des Abstands zwischen Fachhochschulen und Universitäten….
Am Ende der eingehenden hochschulpolitischen und -historischen Reflexionen kamen dann die Protagonisten der „ersten Stunde“ selbst in einem Film zu Wort. Prof. Dr. Sabine Hering, langjährige Professorin für Erziehungswissenschaft und auch Prorektorin der Universität Siegen, hat in ausführlichen Interviews neben Politikern, Gründungssenatsmitgliedern, Alt-Kanzler und Alt-Rektoren auch ehemalige AStA-Mitglieder und Studierende zu Wort kommen lassen. Zum Film „Die Gründung und die Gründer. Ein Rückblick auf die Anfänge der Universität Siegen 1972 – 1980“ wurde auch die gleichnamige Festschrift präsentiert.
Das Buch kann für 10 Euro in der Presse- und Kommunikationsstelle erworben werden.
Quelle: Uni Siegen, Pressemittelung v. 15.6.2012
Bildergalerie der Uni-Pressestelle
s. a.
Siegener Zeitung, 15.6.2012
Westfälische Rundschau, 15.6.2012
Zum Symposium s. Titelseite „Querschnitt. Zeitung der Universität Siegen“ 4/2012: http://www.uni-siegen.de/presse/publikationen/querschnitt/querschnitt_2012/zeitung_querschnitt_sceen.pdf