Von schmutzigen Lumpen und prachtvollen Büchern“. Eine Ausstellung von Studierenden der Universität Siegen in der Passage der Teilbibliothek Unteres Schloss (US), 21. März – 10. April 2017
Ein Buch zu besitzen, ist heute nichts Besonderes mehr – in vielen Haushalten finden sich bunt bebilderte Kinderbücher, alte Bibeln, Romane oder Sachtexte.
Für die Menschen im Mittelalter war solch ein Reichtum noch undenkbar, war doch, bevor Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert den Buchdruck erfand, jedes Schriftstück ein kostbares, handgefertigtes Unikat. Bereits die Herstellung der Beschreibstoffe war langwierig und teuer: das schon im Alten Ägypten aus Pflanzenstreifen zusammengepresste Papyrus und das aus getrockneten Tierhäuten bestehende Pergament wurden erst ab dem 13. Jahrhundert allmählich durch das günstigere, aus einem Faserbrei aus alten Lumpen geschöpfte Papier ersetzt. Tinten und Farben wurden aufwendig aus Pflanzenteilen, gemahlenem Gestein oder tierischen Sekreten erzeugt. Meist waren es Mönche, die die Texte in speziellen Schreibstuben sorgfältig von Hand anfertigten und zuweilen innen wie außen prachtvoll gestalteten.
Dem Prozess der mittelalterlichen Buchherstellung widmet sich nun eine Ausstellung in der Passage der Teilbibliothek Unteres Schloss (US) vom 21. März bis 10. April 2017, die im Rahmen eines Projektseminars an der Universität Siegen von Studierenden erarbeitet wurde. An verschiedenen Faksimiles aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Siegen lässt sich die technische und künstlerische Raffinesse, mit der Bücher im Mittelalter gefertigt wurden, nachvollziehen. Darüber hinaus werden Schreibwerkzeuge, Farbherstellung, Buchmalerei und Schriftgeschichte eingehend erläutert.
Zusätzlich sind alle Besucherinnen und Besucher eingeladen, selbst in die Fußstapfen der mittelalterlichen Mönche zu treten: Im Kontext der Universitätsaktion „Eine Uni – ein Buch“, bei der das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland im Mittelpunkt steht, sollen die einzelnen Artikel an einem Schreibpult mit Federkiel und Tinte nach und nach abgeschrieben werden.
Die Ausstellung wird morgen um 11 Uhr in der Teilbibliothek Unteres Schloss (US) mit dem Vortrag des Marburger Mediävisten Prof. Dr. Jürgen Wolf „Gab’s auch vor Gutenberg schon Bücher? Von Fragmenten, Müll und Aktendeckeln“ eröffnet.
Als musikalisches Begleitprogramm werden Louisa Hadem (Violine I), Anna Grüttner (Violine II), Clara Herrmann (Viola) und Hanna Roth (Cello) das Werk „Fratres“ für Streichquartett von Arvo Pärt spielen.
Quelle: UB Siegen, Ausstellungen