Siegerlandmuseum, 25. Juni bis 03. September 2017
Antwerpen hat eine sehr wechselvolle Geschichte vorzuweisen. Mal katholisch, dann wieder calvinistisch, nahm die Entwicklung eine neue Wende, als die 1595 zu neuen Statthalter der Niederlande ernannten Albert VII. von Österreich (1559-1621) und die Spanische Infantin Isabella Clara Eugenia (1566-1633) im April 1609 einen zwölfjährigen Waffenstillstand mit den nördlichen Provinzen erreichten. Antwerpen wurde zu einer der Hochburgen der Gegenreformation. Alle Mönchsorden ließen sich in der Stadt nieder, förderten das Theologiestudium und wurden zu Schulen der später führenden Intellektuellen. Verklärte Gottesfurcht und die allmächtige katholische Kirche prägten das tägliche Leben in der Stadt und bestimmten Lehre wie Kunst. Gebetbücher und fromme Schriften für das Volk, Lehrbücher der Jesuiten-, Augustiner- und Dominikanerschulen wurden in der flämischen Hafenstadt gedruckt. Sie stammten nicht selten aus der Werkstatt Plantin-Moretus, den Monopolisten und Lieferanten der spanischen Krone und der Kolonien.
Peter Paul Rubens kam 1609 in eine noch wirtschaftlich daniederliegende Stadt, die durch den schon Jahrzehnte andauernden Krieg Spaniens gegen den vom Mutterland abgefallenen nördlichen protestantischen Teil der Niederlande an ihrem Lebensnerv getroffen war. Seine Rückkehr traf jedoch mit dem Abschluss des 12jährigen Waffenstillstandes zwischen den Kontrahenten zusammen, während dessen es dem souveränen Regentenpaar der Südlichen Niederlande gelang, den ökonomischen Aufschwung des Landes in die Wege zu leiten. Rubens hatte mit seinen Beziehungen im Antwerpener Patriziat schnell Erfolg, sein Bruder Philipp war Stadtschreiber, seine Freunde waren neben dem Verleger Balthasar Moretus, der Bürgermeister Nicolas Rockox und der Gewürzgroßhändler Cornelis van der Geest. Er selbst war durch seine Heirat mit Isabella Brant, der Tochter des hochangesehenen Juristen und Stadtsekretärs Jan Brant, im Oktober 1609 und seine Ernennung zum Hofmaler außerdem direkt mit den höchsten finanziell gut ausgestatteten Kreisen in Verbindung gekommen. Die Aufträge strömten ihm, der von den Einschränkungen der Malergilde Antwerpens befreit war, schnell zu und füllten die Auftragsbücher mit lukrativen Aufträgen.
Die Ausstellung zeichnet mit den Grafiken der Rubens-Werkstatt diese für die Stadt Antwerpen und seine Geschichte oftmals prägenden Arbeiten des Barockfürsten nach.