Wittgensteiner Gewerkschaftler und Politiker auf Stadt-, Kreis- und Bundesebene
Im Rahmen einer Besprechung wurde das Kreisarchiv nach Informationen zu dem Wittgensteiner Bundestagsabgeordneten Fritz Heinrich gefragt. 2006 hatte das Kreisarchiv eine Dokumentation über die Bundestagsabgeordneten aus den Kreisen Siegen und Wittgenstein angelegt. Die Nachfrage bot nun die Gelegenheit die Dokumentation bezüglich Fritz Heinrich zu aktualisieren:
Fritz Heinrich
* 8. Februar 1921 in (Bad-Laasphe-)Feudingen – gest. am 7. März 1959 in Biedenkopf; Evanglisch.
Nach dem Besuch der Volksschule in Feudingen und Laasphe von 1927 bis 1935 absolvierte Heinrich von 1935 bis April 1939 eine Maschinenschlosserlehre mit Besuch der Berufsschulen in Biedenkopf und Laasphe. Nachdem er in diesem Beruf gearbeitet hatte, war von 1941 an Soldat im zweiten Weltkrieg. 1943 wurde er im Osten schwer verwundet (60% Kriegsbeschädigung). Heinrich geriet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er Ende 1945 zurückkehrte. Von 1946 bis 1948 arbeitete er für die Stadt- und die Amtsverwaltung in Bad Laasphe.
Seit 1947 engagierte er sich in der ÖTV. Ab 1948 war er hauptberuflich für den DGB als Gewerkschaftssekretär tätig. 1948 wurde er Vorsitzender und Geschäftsführer der DGB-Nebenstelle Wittgenstein. Von Juni 1957 an war er geschäftsführender Vorsitzender des DGB-Kreisausschusses Siegen-Wittgenstein.
Fritz Heinrich gehörte seit 1946 der SPD an und wurde 1950 Ortsvorsitzender in Bad Laasphe, 1952 zweiter Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Siegen- Wittgenstein. Heinrich wurde 1946 (?) oder 1948 Mitglied der Gemeindevertretung in Bad Laasphe. Dort vertrat er die SPD-Fraktion als deren Vorsitzender. Im Wittgensteiner Kreistag, dem er von 1948 bis zu seinem Tod angehörte, vertrat er ebenfalls die SPD als Fraktionsvorsitzender. Zeitweilig war Heinrich stellvertretender Landrat.
1953 und 1957 wurde Fritz Heinrich über die SPD-Landesliste in den Deutschen Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er Mitglied des Ausschusses für Arbeit. Von 1953 bis 1957 war Heinrich darüber hinaus Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht und stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. Ab 1957 war er stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bundestagspräsident Dr. Eugen Gerstenmaier würdigte Fritz Heinrich in seinem Nachruf am 18. März 1959 wie folgt: „….Er war einer unserer jungen Kollegen, der sich von der Pike an heraufgearbeitet hat, um hier in der obersten Vertretung des deutschen Volkes einen ehrenvollen Platz einzunehmen. ….“
In der Filmsammlung des Kreisarchivs unter der Signatur 4.1.5./92 der Film „Herr Fritz Heinrich bittet um ihre Aufmerksamkeit“; der zweiminütige Film wurde für die Bundestagswahl am 15. September 1957 gedreht.
Nach Fritz Heinrich ist das Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Bad Laasphe benannt.
Literatur und Quellen:
Siegerländer Heimatkalender 1960, S. 157
Seite „Fritz Heinrich“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Juni 2016, 14:04 UTC. URL:https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fritz_Heinrich&oldid=155415371 (Abgerufen: 21. August 2016, 10:31 UTC)
Handbuch des Bundestages 1957, S. 230
Dieter Pfau: 60 Jahre DGB. Vom DGB-Kreisausschuss zur DGB-Region Siegen-Wittgenstein-Olpe 1949 – 2009, Siegen 2010, S. 22 – 23, 35, 37 – 38, 114
Rudolf Vierhaus/Ludolf Herbst (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002. Band 1, A–M, München 2002, S. 322, Link zu google books
Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, 1. 0.0. (Kreistagsmitglieder/Sachkundige Bürger.), 1302, 1330, 1365
Deutscher Bundestag, Niederschrift der Sitzung vom 18. März 1959, Nachruf des Bundestagspräsidenten Dr. Eugen Gerstenmaier
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2 Ergänzungen:
1) Fritz Heinrich war Mitglied der Bundesversammlung 1954.
Quelle::
Martin Schumacher: M.d.B. – Die Volksvertretung 1946–1972, http://www.kgparl.de/online-volksvertretung/online-mdb.html (22.8.2016)
2) Fritz Heinrich besuchte die Volksschule in Feudingen von 1927 bis 1931 und wechselte dann nach Laasphe, wo er die Volksschule von 1931 bis 1935 besuchte.
Quelle: Amtliches Handbuch des Deutschen Bundestages, Darmstadt 1954, Band 1, S. 241
Das Stadtarchiv Bad Laasphe beantwortete die Fragen nach dem Vorhandensein einer Personalakte sowie den Funktionen Heinrichs im Laaspher Rat wie folgt: “ …. es gibt … eine …. Personalakte von Herrn Fritz Heinrich, der mit Wirkung vom 01. April 1946 als Bürogehilfe bei der Stadt- und Amtsverwaltung Laasphe eingestellt worden war. Dieses Beschäftigungsverhältnis hat er zum 31. Mai 1948 gekündigt.
Seit dem 17. Oktober 1948 bis zu seinem Tod war er Ratsmitglied. Außerdem war er in der Zeit vom 21. Dezember 1951 bis zum 28. Oktober 1954 stellvertretender Bürgermeister und seit dem 28. November 1958 bis zu seinem Tod Bürgermeister der Stadt Laasphe. In der Wahlzeit 1948/1952 gehörte er folgenden Ausschüssen an: Wohlfahrtsausschuss (ab 04.11.1948), Verwaltungs- und Finanzausschuss, Wirtschaftsausschuss sowie Wohnungsausschuss (ab 08.03.1949). In der Wahlzeit 1952/1956 war Mitglied des Hauptausschusses (ab 18.11.1952) und des Verbandsausschusses des Gesamtschulverbandes (ab 19.02.1953). Seit dem 19. November 1956 bis zu seinem Tod war er auch Vorsitzender des Hauptausschusses. ….“
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