„Prisma des Westens 2: Unter diesem Titel veröffentlichte das WDR Fernsehen in den 50er und 60er Jahren zahlreiche Fernsehdokumentationen und Reportagen zu Regionen und Themen aus Nordrhein Westfalen. Im Jahren 1961 bereiste ein Filmteam das Siegerland mit dem Ziel zu dieser Region eine Fernsehdokumentation zu erstellen. Die in Siegen ansässige Filmproduktionsfirma mundus.tv hat in den vergangen Jahren in Kooperation mit dem Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein bereits zahlreiche historische Filme aus Siegerland-Wittgenstein restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Sie stieß bei Recherchen im Archiv des Westdeutschen Rundfunks auf dieses filmischen Zeitdokument. „Mit der Veröffentlichung der Reportage „Streifzüge durch das Siegerland“
auf einer DVD kommen wir einem großen Wunsch vieler Menschen nach, mehr über die Geschichte unserer Region zu erfahren“, so Alexander Fischbach, Inhaber von mundus.tv“. Der Film schaut dabei hinter die Kulissen der Siegerländer Industrie und geht auch auf die Mentalität und Lebensart der Menschen ein die maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung dieser Regionen genommen hat.
Bereits die Anreise stellte das Filmteam auf eine harte Probe. Denn das Siegerland hatte sich weit Abseits der großen Straßen, Bahnlinien und Schifffahrtswege zu einer florierenden Wirtschaftsmetropole entwickelt. Die A45 gab es noch nicht. Es dürfte wohl nur sehr ortskundigen Siegerländern auffallen, das die Filmleute seinerzeit ordentlich getrickst haben. Verkaufen Sie doch den Platz hinter dem Siegener Rathaus als Parkplatz des WDRs in Köln und beratschlagen, wie man wohl am Besten nach Siegen komme.
Jahrhunderte bevor das Ruhrgebiet als Montanregion wahrgenommen wurde, erschmolzen bereits die Menschen im Siegerland Eisen und fertigten daraus Produkte allerhöchster Güte. So werden die traditionellen Gewerke wie der Eisenerzabbau sowie die Eisengewinnung und Verarbeitung besonders unter die Lupe genommen. Mit der BMW Isetta zur Arbeit: Gustav Dachs ist Bergmann und Nebenerwerbslandwirt. Der WDR begleitet ihn unter Tage in die Grube „Pfannenberger Einigkeit“ bei Neunkirchen. Trotz Maschinisierung und durchaus modernen Abbaumethoden bleibt auch in den 60er Jahren der Beruf des Bergmanns sehr beschwerlich. Zuhause angekommen war die Arbeit oftmals noch nicht vorbei, denn in den allermeisten Fällen betrieben die Siegerländer im Nebenerwerb noch Landwirtschaft und auch die Arbeit im Hauberg gehörte für viele zum jährlich wiederkehrenden Arbeitsgebiet.
Seinerzeit prominente Siegerländer wie zum Beispiel Oberstadtdirektor Kurt Seibt, Oberkreisdirektor Dr. Erich Moning, IHK Hauptgeschäftsführer Dr. Wieprecht von Kropf oder auch Dr. Lothar Irle erläutern die geschichtlichen zusammenhänge der Siegerländer Industriegeschichte und nehmen auch Stellung zur aktuellen (1961!) Situation. Besonders beeindruckend sind die Aufnahmen aus den Hüttenwerken im Hüttental,den Walzengießereien in Deuz und Siegen sowie den Hammerwerken und blechverarbeitenden Betrieben. Die Siegerländer Montanindustrie Exporte nicht nur in alle Welt, sie war auch äußert eng miteinander verzahnt. Walzen aus heimischer Produktion, ja ganze Walzwerke wurden nicht selten von Siegerländer Unternehmen an Siegerländer Unternehmen verkauft. Wie sehr die Verhüttung und Verarbeitung des Eisens die Siegerländer Mentalität geprägt hat wird deutlich in der Rechtsprechung des Jahres 1696, die da heißt: „Bei Todesstrafe soll niemand das Hüttenwesen oder des Hammerschmiedes-Kunst außer Landes treiben oder Fremden dergleichen lehren“. Dazu kam in religiöser Hinsicht ein gelebter Calvinismus in äußerst puritanischer Form. Wer mag es da dem Siegerländer übel nehmen, wenn er noch heute als mundfaul angesehen wird.
Die Dokumentationen sind ab sofort auf einer DVD über den Siegerländer und Wittgensteiner Buchhandel sowie über das Bestelltelefon 0271-6819606 zum einem Preis von 29,99 € erhältlich.
Quelle: Pressemitteilung der Firma mundus.tv, Siegen