Aus der Geschichte:
Die Jahre 1971 und 1976 sind vielen noch in Erinnerung. Die Menschen, die Natur und die Landwirtschaft in der heimischen Region litten in beiden Jahren an den Folgen eines Wassernotstandes. Durch die wochenlangen hochsommerlichen Temperaturen wurde die Wasserversorgung immer schwieriger. Jeden Abend schauten die Siegerländer und Wittgensteiner gespannt auf die Wetterkarte im Fernsehen. Regen war dringend notwendig, um die Wasservorräte wieder aufzufüllen. Auch die Natur und die Tiere brauchten dringend das kühle Nass. Im Jahr 1971 – ein Jahr vor der Inbetriebnahme der Obernautalsperre – musste die Breitenbachtalsperre die Hauptlast für die Wasserversorgung tragen. Mit einer täglichen Aufbereitungskapazität von 17.000 Kubikmetern Wasser stieß die Talsperre in Hilchenbach deutlich an ihre Grenzen. Der Wasserverbrauch wuchs um ein Viertel an, da an den heißen Sommertagen deutlich mehr geduscht, gebadet und getrunken wurde. Zudem war das Aufkommen in den Grundwasseraufbereitungsanlagen rapide verringert. In Siegen beispielsweise führte der erhöhte Wasserbedarf dazu, dass der Wasserverband alleine die benötigten Vorräte nicht liefern konnte. Die tägliche Differenz von rund 1.000 Kubikmetern wurde während dieser Zeit aus dem Siegener Hochbehälter geliefert. Neben der erschwerten Wasserversorgung hinterließ die große Hitze deutliche Spuren in der Natur. Die Zunahme von Ungeziefer und Schädlingen stellte die Landwirte vor große Herausforderungen. Medienberichte von damals, wie beispielsweise „Wasserreserven geschrumpft – Appell zur Sparsamkeit“ und „Waldbrandgefahren: Bei der Feuerwehr regiert harte Welle“, zeigen wie ernst die Hitzewelle 1976 war: Der Stauinhalt der Obernautalsperre war um rund 35 Prozent seines Fassungsvermögens zurückgegangen. An der Breitenbachtalsperre war sogar nur noch 27 Prozent der Aufnahmekapazität vorhanden. Der Kreisausschuss beriet daher im Oktober desselben Jahres darüber, ob eine Wassersparverordnung notwendig und erforderlich ist. Der Ausschuss sah davon ab und appellierte an die Öffentlichkeit, kein Wasser zu verschwenden: „Noch sind die Probleme nicht akut, aber sie können akut werden, wenn uns auch noch ein trockener Winter bevorstehen sollte“, so der damalige Kreisdirektor Karlheinz Forster. Die lang anhaltende Dürre bereitete den Landwirten große Sorge. Ihre Viehbestände waren stark gefährdet. Abgeweidete Wiesen machten es notwendig, auf die Heuvorräte des vergangenen Jahres zurückzugreifen und der Ausblick auf eine schlecht ausfallende Heuernte aufgrund der Trockenheit verschärfte die Situation erheblich. Dennoch kämpften sie mit aller Kraft um ihre Bestände, was durch Hilfsansätze der Bundeswehr und der Katastrophendienste der Länder unterstützt wurde. In einigen Getreideanbaugebieten wurde Stroh gesammelt und als Futterstroh in notleidende Gebiete transportiert. Der Kreis Siegen-Wittgenstein gründete einen Krisenstab, der mit dem landwirtschaftlichen Kreisverein eng zusammenarbeitete. „Hier geht es um unsere Existenz. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, dann können wir unser Vieh abschlachten und die Arbeit von Jahren war umsonst!“ So beschrieb damals ein Landwirt die Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Rückblickend auf die Hitzewelle im Jahr 1976 stellten sich die beiden Wassertalsperren im Kreisgebiet als klarer Vorteil für die Wasserversorgung heraus. Ohne die Talsperren, insbesondere die Obernautalsperre, wäre es vor allem im Wittgensteiner Raum zu großen Schwierigkeiten gekommen.
Quelle: Pressemitteilung des Kreises Siegen-Wittgenstein, 20. Juli 2006
Zur Geschichte des Wasserverbandes s. a. Historischer Rückblick auf der der Homepage des Verbandes