Archivalienkunst – eine archivwürdige und archivfähige Unterlagenkategorie?

Fragwürdiger Neuzugang – Neue Archivalie im Hessischen Hauptstaatsarchiv regt zu kontroversen Diskussionen an

„Auch wenn sie nicht immer gerne gesehen sind und der Umgang mit ihnen oft schwierig ist, kann man sie vermutlich in jedem Archiv finden: Kunstwerke!

Eine neue Archivalie im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden dürfte jedoch selbst bei erfahrenen Archivarinnen und Archivaren mehr Frage- als Ausrufezeichen hervorrufen: Museumsgut? Kuriositätenkabinett? – oder vielleicht doch einfach nur Müll? Wir haben uns für eine andere Antwort entschieden: Archivalienkunst!

Am 07.09.2023 erreichte das Hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden ein Paket der Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen (AGFU), welches ein geschreddertes Objekt des Archivs Fritzpunkt, ein an die Abteilungsleitung adressiertes Anschreiben und ein Identifikationszertifikat enthielt. Nach diesem Zertifikat handelt es sich bei dem geschredderten Objekt um „Arbeitspapiere XXXII Papier, Kunststoff, Textil 31x22x2,3 cm 0,79 kg Verein ohne Erinnerung Autohaus Simmering, Wien 2014 243“. Weiterlesen

Vortrag: Dieter Pfau M.A. (Siegen): Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein

im preußischen 19. Jahrhundert. Teil 1: An der Schwelle zur Industrialisierung (1815-1848)
16. November 2023, 18.30 Uhr (Einlass ab 18.00 Uhr), Eintrachtsaal (Siegerlandhalle)

Der Vortrag führt zurück in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele der bis heute reichenden wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Entwicklungen nehmen in dieser Zeit ihren Anfang. Mit Gründung der Kreise Siegen und Wittgenstein 1816 und 1817 beginnt der moderne Verwaltungsaufbau. Vorher unbefestigte Wege werden zu Chausseen ausgebaut, aus denen sich allmählich unser heutiges Straßennetz entwickelt. Die trigonometrische Vermessungsmethode ermöglicht erstmals exakte Kartenaufnahmen, Katasterämter und Steuerbehörden entstehen. Die traditionelle Wirtschaftsweise verliert durch technische Innovationen und den globalen Handel an Bedeutung. Mit Einführung der Gewerbefreiheit und Durchsetzung der kapitalistischen Wirtschaftsweise entsteht das neue Unternehmertum. Die Einführung der revidierten Städteordnung ermöglicht neue, noch an Besitzrechte gebundene Mitspracherechte und erste, in Ansätzen schon demokratische Wahlen. Vor dem Hintergrund einer noch zensierten Presse entsteht in der Stadt Siegen eine politische Öffentlichkeit, die auch in Städte wie Berleburg und Laasphe ausstrahlt.

Bei seiner Interpretation der „Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein“ führt Dieter Pfau die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe zahlreicher, einzigartiger Karten und Abbildungen auch diesmal wieder sehr anschaulich vor Augen. Der inhaltliche Schwerpunkt des Vortrags liegt auf Stadt und Kreis Siegen.

Video: „Antisemitismus 1938 – Verbotene Bilder vom Pogrom“ (ZDF, terra X)


In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 brennen überall in Deutschland die Synagogen. Das Nazi-Regime untersagt, Aufnahmen von den Exzessen zu veröffentlichen. Dennoch entstehen Bilder, die es eigentlich nicht geben dürfte. Erst Jahrzehnte später werden viele von ihnen gefunden. Wer hat sie gemacht? Und was erzählen sie von der Nacht des Terrors? Der staatliche Antisemitismus beginnt mit Hitlers Aufstieg zur Macht. Die Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden schlägt während der Novemberpogrome um in offenen Hass. Vorwand für die Pogrome ist die Tat des Juden Herschel Grynszpan, der am 7. November 1938 auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath schießt. Der nun stattfindende, geplante Gewaltausbruch gleicht einem Flächenbrand. Über 1400 Synagogen in Deutschland werden gebrandschatzt oder verwüstet. Es sterben mehr als 400 Menschen, zahllose Frauen werden vergewaltigt. Die SS sperrt 30.000 jüdische Männer in Konzentrationslagern ein. Viele werden die Haft nicht überleben. Weiterlesen

Siegener Heimat-Preis verliehen: Preisträger rekonstruierte Siegener Synagoge als Modellbau

Am Dienstag (24. Oktober) wurde im Historischen Ratssaal zum fünften Mal der Siegener Heimat-Preis an „drei besonders engagierte Identitätsstifter“, wie Bürgermeister Steffen Mues betonte, verliehen.

Alle Preisträger mit Moderatorin Ann-Christin Schmidt (Mitte) bei der Verleihung des Siegener Heimat-Preises im Historischen Ratssaal des Siegener Rathauses. (Foto: Stadt Siegen)

Gemeinsam mit Stadtrat Arne Fries überreichte er die mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Preise für vorbildliches bürgerschaftliches Engagement an Rüdiger Fries (1. Platz), den Arbeitskreis Dorferneuerung und Dorfgeschichte Langenholdinghausen (2. Platz) und die Heimat- und Verschönerungsgruppe im Volksverein Niederschelden e.V. (3. Platz). Weiterlesen

Landesarchiv NRW: Erklärfilme zur Behördenberatung

1) zdA
In der behördlichen Schriftgutverwaltung bezeichnet die z.d.A.-Verfügung die Schlussverfügung, mit der die Bearbeitung eines Vorgangs abgeschlossen wird (z.d.A. = zu den Akten). Erst durch die z.d.A.-Verfügung kann der Lebenszyklus eines Vorgangs die nachfolgenden Phasen Aufbewahrung und Aussonderung durchlaufen. Die z.d.A.-Verfügung ist somit ein wichtiges Element für eine ordnungsgemäße Aktenführung.
2) Welche Unterlagen kommen in die Akte?

In der behördlichen Schriftgutverwaltung stellt sich im Alltag regelmäßig die Frage, wo anfallende Informationen abzulegen sind. Mögliche Ablageorte für diese Informationen (E-Mails, PDF-Dateien, Word-Dateien, Bilder) sind vor allem die E-Akte und das Laufwerk. Im Video wird anhand von Beispielen erklärt WO welche Information abzulegen sind. Weitere Informationen rund um das Thema elektronische Aktenführung und digitale Schriftgutverwaltung unter: https://www.archive.nrw.de/node/57

ARD Retro in der Audiothek: Archivschätze aller ARD-Medienhäuser online verfügbar


„Zum Welttag des Audiovisuellen Erbes am 27.10.2023 ging ein neues Angebot der ARD in den Regelbetrieb: ARD Retro in der ARD Audiothek. Nach einjähriger Pilotphase stellen nun alle Landesrundfunkanstalten der ARD ausgewählte historische Tondokumente aus der Zeit vor 1966 online.

Um den Brustumfang ging es im August 1957 bei einem außergewöhnlichen Wettbewerb in Berlin: Sechs Männer traten bei den Mister-Wahlen um die breiteste Brust an. Es gewann ein massiver Ex-Boxer mit einer Brustweite von 156 Zentimeter. Neben Ehre und Applaus gab es damals 50 Mark Preisgeld und einen Bericht im RIAS, einem Vorgänger von Deutschlandradio.

Es ist den beteiligten Rundfunkarchiven zu verdanken, dass die Welt von diesem Ereignis noch Kenntnis hat. Vor einem Jahr stellten im Rahmen eines Pilotversuchs Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), Saarländischer Rundfunk (SR), Südwestrundfunk (SWR), Deutschlandradio und Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) bereits besonders interessante Audios aus ihren Archivbeständen dauerhaft in der ARD Audiothek online. Zum UNESCO Welttag des audiovisuellen Erbes am 27.10.2023 stoßen nun die verbliebenen ARD-Medienhäuser mit zunächst etwa 400 weiteren historischen Radiobeiträgen aus ihren Archiven dazu. Aus dem Pilotprojekt wird ein reguläres ARD-Angebot.

In den Rundfunkarchiven der ARD-Medienhäuser lagern riesige Menge historischen Materials. Die ARD Audiothek-Rubrik Retro stellt in einem ersten Schritt Beiträge und Interviews aus der Zeit vor Ende 1965 zur Verfügung. Die historischen Tondokumente müssen nicht, wie aktuelle Sendungen, nach einer gewissen Zeit wieder aus dem digitalen Angebot der ARD verschwinden, sondern bleiben dauerhaft verfügbar. Kontinuierlich werden neue hinzukommen.

Die neu eingestellten Dokumente erlauben Einblicke in Geschichte, Politik und Alltagsleben der jungen Bundesrepublik – vervollständigt durch Tondokumente aus den Archiven des einstigen staatlichen Rundfunks der DDR, die bereits seit der Pilotphase des Projektes online verfügbar sind. Weiterlesen

4Fachwerkmuseum Freudenberg: Neugestaltung der Uhrenabteilung eingeweiht

Dr. Ingrid Leopold, 4Fachwerk-Vize-Vorsitzende, zitierte am Schluss der kleinen Feierstunde zur Eröffnung der neuen Uhrenetage den Dichter Carl Loewe (1796-1869). Der hatte seine Wertschätzung für die Uhr formvollendet in Gedichtform gebracht: „Ich wollte, sie wäre rascher gegangen an manchem Tag; Ich wollte, sie hätte manchmal verzögert den raschen Schlag. In meinen Leiden und Freuden, in Sturm und in der Ruh, was immer geschah im Leben, sie pochte den Takt dazu.“
Seit einer Vielzahl von Wochen hatten Handwerker den Takt im Dachgeschoss des Museums vorgegeben. Jetzt konnte die neu gestaltete Uhrenpräsentation der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Handwerk trifft Kunst“, formulierte Bürgermeisterin Nicole Reschke in ihrem Grußwort. Sie erinnerte daran, dass „Zeit“ in der „Alice im Wunderland-Welt“ eine große Rolle spiele. Aber die Zeit sei nicht nur ein Dieb, sondern Uhren könnten auch ausdrücklich das Gefühl vermitteln, Zeit zu haben, Ruhe auszustrahlen. Dass habe sie selbst im gemütlichen Zimmer ihrer Großeltern in Plittershagen mit deren Standuhr erlebt. „Johann Peter Stahlschmidt gehört zur Freudenberger Stadtgeschichte,“ urteilt Reschke über den berühmten Uhrmacher mit Plittershagener Wurzel. Sie sei sehr froh, dass dessen Erbe vom 4Fachwerk-Museum bewahrt werde. Weiterlesen

Literaturhinweis: Peter Vitt: „Über die Zeiten hinweg –

Die Chronik der Unternehmerfamilien Dresler-Niederstein in zwei Bänden“


„Diese beiden Bände sind ein wirklich außergewöhnliches Werk und ich bin sicher, dass es nicht nur ehemalige Mitarbeiter der SAG oder der heutigen The Coatinc Company interessieren wird, sondern auch diejenigen, die sich mit der Wirtschafts- und Industriegeschichte unserer Region näher befassen möchten“, sagt Paul Niederstein, geschäftsführender Gesellschafter der heutigen The Coatinc Company, der auf 17 Generationen Familien- und Unternehmensgeschichte zurückblickt, die in der Siegener Ortslage Halbmond ihren Anfang nahm – „Über die Zeiten hinweg“. Weiterlesen

Gedenkstunde am Platz der Synagoge in Siegen

 

Ansprache: Susan Caine (Jerusalem, Nachfahrin der Siegener Jüdin Käthe Stern)
Grußwort: Landrat Andreas Müller
Kaddisch: Allon Sander
9.11.23, 16 Uhr,  Platz der Synagoge, Obergraben 10, Siegen
Beteiligung von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums „Auf der Morgenröthe“ Siegen.

Im Anschluss an die Gedenkstunde besteht die Möglichkeit, die aktuelle Sonderausstellung zum Thema „Verschleppt. Ausgebeutet. Vergessen? Zwangsarbeit im Siegerland“ im Aktiven Museum Südwestfalen zu besuchen. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland und das Aktive Museum Südwestfalen laden herzlich zum Besuch der Gedenkstunde ein.
Quelle: CJZ Siegen, Programm

Eindrücke von der Veranstaltung [ergänzt am 10.11.23]: