„Auswanderung nach Brasilien
Die hohe Arbeitslosigkeit führte zu einer Verelendung breiter Bevölkerungsschichten, denn die Arbeitslosen bekamen entweder gar keine Unterstützung oder eine so geringe, daß ein Leben in Würde unmöglich wurde. Bereits 1924 schrieb der Landrat des Kreises Siegen an den Regierungspräsidenten Arnsberg:
„Wie bereits in meinem vorherigen Berichte erwähnte, reichen die für die Arbeitslosen festgesetzten Unterstützungen nicht einmal zu Bestreitung des notwendigsten Lebensunterhaltes aus. ….“1)
Er berichtet weiter, daß viele Arbeitslose infolge ihrer Not aus dem Siegerland auswanderten. Hauptsächlich nach Brasilien. Es wurden hierzu sogar richtige Transporte organisiert, für die in den Tageszeitungen geworben wurde. Die Auswanderer waren nicht selten ältere, alt eingesessene Leute, die ihre Habe wie z. B. Grundstücke verkauften, um die nötigen Barmittel für die Überfahrt zu bekommen. So wurden z. B. im Januar 1924 48 Reisepässe und im Februar 1924 28 Reisepässe zu Auswanderungszwecken ausgestellt.“
Quelle: Detlef Wetzel/Hartwig Durt: Gewerkschaften im Siegerland bis 1933. Bekämpft. Verschwiegen. Zerschlagen, Siegen 1989, S. 131
1) Landesarchiv NRW, Abteilung Westfen, Bestand Regierung Arnsberg Nr 14250, S. 86