– eine Suchanfrage.
Für 1945 finden sich in entlegener Literatur Hinweise, dass die britsche Besatzungsmacht die Herren Schläper und Wendland als Landräte ernannt hat. Mehr ist bis heute nicht zu eruieren.
Alle weiteren Hinweise sind als Kommentare willkommen.
Nachdem via Twitter nach der entlegenen Literatur gefragt wurde, folgt hier nun das Vollzitat:
„Die neuen Landräte
In der ersten Zeit kamen und gingen die Landräte. Einer musste innerhalb von 48 Stunden den Kreis wieder verlassen. Alle waren keine Verwaltungsbeamten, waren ungeeignet. Einer schikanierte die Leute, gab noch Anweisungen, obwohl alle Bediensteten längst wußten, daß er entlassen war, nur er selbst noch nicht.“ Dies trifft nur für ein kurze Spanne nach der Besetzung zu.“
Folgende Fußnote ergänzt diesen Absatz:
„Meine Chefs bei der Kreisverwaltung waren folgende Landräte und später Oberkreisdirektoren: Landräte Sandkuhl/Berleburg, Ewald Belz/Erndtebrück, Heinrich Treude/Aue, Osterrath/Saßmannshausen, Ludwig Bade/Feudingen, Müller, Heinz/Erndtebrück, Werner Möhl/ Laasphe. Landräte, später OKD: Schläper, Wendland, Nacken (in einer Bezirksversammlung wird erklärt, er sei jetzt OKD), Liebetanz (i. A.), Brombach (i. A.), Basarke, Markowsky (i.A.) Brossok (i.A.), Basarke, Lemnitz (i.A.) Oberregierungs- und Vermessungsrat); Richter, Lückert““
aus: Heinz Strickhausen: Berleburg. Eine Kleinstadt in der Nachkriegszeit, 2001, S. 65
Eine Überprüfung des Einwohnerbuches der Kreise Wittgenstein und Biedenkopf 1928/29, Siegen 1928, ergab, dass sich beide Nachnamen nicht finden lassen; sie stammen wohl nicht aus alteingesessenen Familien.
Wenn man es genau wissen will, wird man wohl am britischen Nationalarchiv nicht vorbeikommen.
Aus den Informationen des Bundesarchivs:
„Die Akten der britischen Militärregierung in Deutschland von 1945 bis 1949/55 befinden sich in den National Archives. Sie wurden mit dem elfbändigen Inventar „Akten der Britischen Militärregierung in Deutschland. Sachinventar 1945-1955 (=/Control Commission for Germany British Element. Inventory 1945-1955, hrsg. von Adolf M. Birke, Hans Booms, Otto Merker; unter Mitwirkung von Deutsches Historisches Institut London, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover, München 1993)“ erschlossen.“
Dieses Inventar lieferte zwar (bei allerdings nur eiliger Durchsicht) nicht den ganz großen Knüller, aber einige der Akten könnten durchaus etwas zu konkreten Landratsernennungen in der Provinz Westfalen enthalten. Lieber Herr Wolf, lassen Sie sich doch von Ihrem Chef einfach mal eine Dienstreise spendieren. Und wenn Sie in Kew nichts über die Wittgensteiner Landräte finden sollten, können Sie sich dort immer noch an ein paar alten Schätzchen aus Nassau-Siegen erfreuen oder im nahen Garten spazieren gehen.
Peter Kunzmann
In einer noch unverzeichneten Korrespondenzakte, die die Ausgangspost der Wittgensteiner Landräte von Juni 1945 bis August 1947 enthält, findet sich ein Schreiben des Landrates Carl Nacken an den Regierungspräsidenten Fritz Fries in Arnsberg vom 25. September 1945. Dort heißt es wie folgt:
„Sehr geehrter Herr Präsident!
Herr Schläper hält sich immer noch in meiner Residenz auf. Vor einiger Zeit hat er auch den Herrn Kommandaten der engl. Militär-Regierung aufgesucht, um über seine weitere Verwendung mit diesem Rücksprache zu nehmen. Der Herr Kommandant stand auf dem Standpunkt, daß ein Mann der einmal Landrat war, doch genügend Qualitäten besitzen müsse, um irgendwie einen leitenden Posten begleiten zu können. Ich sollte Herrn Schläper in meinem Amt Beschäftigung geben. Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, daß ich an Herrn Schläper kein Interesse habe. …..“
Dieses Schreiben bestätigt erstmals „offiziell“, dass es einen Landrat Schläper im Kreis Wittgenstein gegeben hat!
Antwort des Landesarchivs NRW, Abteilung Rheinland, 27.4.2012: “ …. Von Personen mit dem Namen Wendland haben wir 50, von Personen namens Schläper 13 Entnazifizierungsakten. Bei keiner der Personen ist als Berufsbezeichnung Landrat angegeben, keiner wurde vom Hauptausschuss für den Landkreis Wittgenstein, keiner vom Hauptausschuss für den RB Arnsberg entnazifiziert. … . Allerdings ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass Personen, die unmittelbar nach Kriegsende in hohe öffentliche Ämter kamen, frühzeitig von der britischen oder sogar noch der amerikanischen Militärregierung überprüft wurden und dann später nicht mehr vor einen deutschen Ausschuss mussten. Insofern kann es auch sein, dass Sie Unterlagen nur in National Archives in Kew finden werden. ….“
In einer noch unverzeichneten Akte der Kreisverwaltung Siegen Wittgenstein, die Vorarbeiten zu folgender Publikation – Landkreistag Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Landräte und Oberkreisdirektoren in Nordrhein-Westfalen 1945–1991. Düsseldorf 1992 – enthält, findet sich folgender Hinweis:
“ …. Nach Erinnerung des Oberkreisdirektors a. D. [Wilfried] Lückert (Vorsitzender des Wittgensteiner Heimatvereins) wurde 1945 von der englischen Militärregierung ein Mann namens „Schläper“, der als Evakuierter in Berleburg lebte, zunächst als Landrat eingesetzt – etwa für 4 Wochen. Er wurde abgelöst durch einen Studenten, der als Dolmetscher bei der Militärregierung tätig war. Sein Name war Wendtland. H. Wendtland wurde nach kurzer Zeit von Herrn Nacken abgelöst. (s. auch beil. Ansprache des Landrates Nacken S. 2 unten)
Nähere Informationen zu den Herren Schläper und Wendtland sind nicht zu bekommen. ….“