„Jahr ohne Sommer“ – ein Thema, das regionalgeschichtlicher Aufarbeitung harrt:
1) Siegenisches Wochenblatt, erschienen 1816/17. Laut Güthling soll es von September 1816 bis Dezember 1817 in der „Stadtbücherei“ Siegen vorhanden sein.
2) Rudolf Jung, Getreideversorgung des Kreises Siegen im Hungerjahr 1817. Nach den Akten des Amtes Wilnsdorf, in: Siegerland 19 (1937), S. 121-123. Behandelt nur den Teilaspekt und auch diesen nur für das Amt Wilnsdorf.
3) „Verwaltungs-Bericht vom Monat Juni 1816 des Bürgermeisters von Siegen über Witterung, Preise der Lebensmittel, epidemische u. andere Krankheiten unter Menschen und Vieh, erhebliche Unglücksfälle, Aufhören und Entstehen von Polizei-Instituten, Handel, Industrie, Kommunalwesen, Sittlicher Zustand, Einfluss der Gesetzgebung auf den Zustand und die Stimmung des Volkes“, (Stadtarchiv Siegen, Bestand Stadt Siegen C Nr. 50; davon sind mehrere Berichte aus dem Jahr 1816 vorhanden).
4) Aus unserer näheren Nachbarschaft und ganz interessant: Volker Kennemann, Das Hungerjahr 1816/17, in: An Bigge, Lenne und Fretter: Heimatkundliche Beiträge aus der Gemeinde Finnentrop, 2005, Nr. 25, S. 124-149.
5) Alexander Stollenwerk, Der Regierungsbezirk Koblenz während der großen Hungersnot im Jahre 1816/1817, in: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins und seiner Nachbargebiete 22/23 (1970/71), S. 109-149.
Darin das schöne Zitat des Landrats von Schenck: „Das [Siegener] Armenwesen ist fast durchgehend ein armes Wesen.“
6) Landeshauptarchiv Koblenz, Abt. 441, Nr. 967 ff.: Monatsberichte der Kreisbehörden an die Regierung, ab Mai 1816 (eine Akten-Nummer pro Monat). Es sind also monatsweise Sammlungen der Berichte aus den einzelnen Kreisen, worin jeweils (bis 1817) auch die Nachrichten aus Siegen eingefügt wurden.
7) Hans-Heinrich Bass: Hungerkrisen in Preussen während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Scripta Mercaturae, St. Katharinen 1991, (= Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 8)
8) Heinrich Imhof: 1816 – das Jahr ohne Sommer und die Auswirkungen auf die Auswanderung aus Wittgenstein, Wittgenstein 1/2016
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An dieser Stelle sei eine kurze Notiz wiedergegeben, die Johann Jakob Hahnenstein (1774-1854) 1844 rückblickend in das Kalendarium des Oranien-Nassauischen Adreß-Calenders auf das Jahr 1803 schrieb:
„1816 hatten wir ein sehr großes naß jahr was man seit 1740 nicht erlebt haben will. 1740 soll es dem Sagen nach nur Mangel an Fuder des Viehes gefehlt haben. 1816 fehlte es aber an Menschen nahrungs mittel 4 Pfund Brod wurde zu 40 xer oder 20 Albus bezahlt, und war manchmal keines zu haben. Das Nähere des großen Mangel ist in meiner geschriebenen Cronik alles von Tage zu Tage aufgeschrieben und zu lesen
Emmerichenhain 1844
Jacob Hahnenstein“
Leider ist mir nichts über die erwähnte Chronik bekannt.
Vielen Dank für die Ergänzung!
Kein Eintrag für J. J. Hahnenstein im „Deutschen Biographischen Index“, keine Erwähnung in der „Nassauischen Biographie“ (2. erw. Aufl.). Dank des online verfügbaren Inhaltsverzeichnisses lassen sich 3-4 Seiten Informationen über ihn ermitteln in:
Peter J. Lau, Meine Ahnen der Familien Lau und Caesar, Frankfurt a. M. 2012, darin S. 43 – 45 oder 46: Johannes Jakob Hahnenstein (1774-1854). Das Buch ist in einigen Bibliotheken nachgewiesen, Kopien per Fernleihe also leicht bestellbar.
Das HHStA Wiesbaden hat zwei Handschriften von Hahnenstein (Bestand 1098, Nr. 394 und 395): Hausbuch des J. J. H. (um 1800, also zu früh) und das zeitlich in Frage kommende Mess- und Gewannbuch von Emmerichenhain („Abschrift von J. J. H.“). Letzteres „enthält auch: Einträge über Landwirtschaft …“. Ob diese mit der gewissen Chronik gemeint sind, läßt sich natürlich aus der Ferne nicht sagen.
Vielleicht ist eine Recherche im Bestand I. HA Rep. 89 (Geheimes Zivilkabinett) des Geheimen Staatsarchiv preußischer Kulturbesitz in Berlin erfolgreich dort finden sich unter den Nr. 16593 – 16595 „Zeitungsberichte“ der Regierung in Arnsberg von 1816 bis 1819 sowie unter den Nr 16241 bis16245 „Zeitungsberichte“ der Koblenzer Regierung.
Hier noch eine vielleicht nicht unwichtige Ergänzung! Bei der Durchsicht des „Heimat-Jahrbuchs des Kreises Altenkirchen (Westerwald) und der angrenzenden Gemeinden 2016“ fiel mir der Beitrag von Anka Seelbach: „1816 – Das Jahr ohne Sommer“ ins Auge (S. 90-92). Auf den beiden Druckseiten zwar nicht viel Text, aber dafür weitere Literaturangaben (vorwiegend Bezug nehmend auf ältere Aufsätze im genannten Heimat-Jahrbuch). Leider kein Verweis auf Primärquellen in den Archiven, aber immerhin eine weitere Fundstelle in der Literatur, um bei diesem Thema die regionale „Wahrnehmungsebene“ oder „Überlieferungskultur“ zu berücksichtigen.
1) Vielen Dank für den Hinweis!
2) Eventuell wäre eine quantitative Analyse der regionalen, kirchlichen Tauf-, Ehe- und Sterbebücher für die Jahre 1810 – 1820 interessant.
3) Zur Anregung weiterer regionaler Aspekte mag ein Blick auf das Programm einer im Oktober in Hohenheim stattfindende Tagung mit südwestdeutschem Schwerpunkt dienen: http://www.uni-stuttgart.de/hi/lg/news/Tagung_in_Hohenheim_21.-23.10.2016x_1816_-_Das_Jahr_ohne_Sommer/?__locale=de