Ein Beitrag zur Blogparade „Was bedeutet mir die Demokratie? #DHMDEMOKRATIE“
Dem Thema der Blogparade des Deutschen Historischen Museums möchte ich mich mit der Beantwortung von zwei Fragen nähern.
1) Was bedeutet Demokratie für ein kommunales Archiv?
Demokratie bedeutet für ein Kommunalarchiv zunächst einmal Arbeit. Das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein dokumentiert die Überlieferung der demokratischen Institution seines Trägers, des Kreises Siegen-Wittgernstein, und dessen Vorgängern die Kreises Siegen und Wittgenstein. Dokumentation „umfasst die Aufgaben Unterlagen zu erfassen, zu bewerten, zu übernehmen und das übernommene Archivgut sachgemäß zu verwahren, zu ergänzen, zu sichern, zu erhalten, instand zu setzen, zu erschließen, zu erforschen, für die Nutzung bereitzustellen sowie zu veröffentlichen.“ – so formuliert das Archivgesetz Nordrhein-Westfalen die zu bewerkstelligenden archivischen Arbeiten in § 2 (7).
Zurzeit umfasst die politisch-demokratische Überlieferung des Kreisarchivs 641 Archiveinheiten – Protokolle von Kreistagssitzungen und Ausschusssitzung. Die Überlieferung beginnt im Jahr 1866 und reicht bis in die 2000er Jahre. Alle Unterlagen sind nach Maßgabe des o. g. Archivgesetzes benutzbar.
Spannender als diese archivische Routinearbeit ist die Frage, wie weit sich Archive öffnen? Offene Archive, Partizipation sind die Schlagworte in der aktuellen archivischen Grundsatzdiskussion. Die Beteiligung der demokratischen Gesellschaft an der archivischen Bewertung, der Auswahl des archivwürdigen Dokumentationsgutes und der Vernichtung des nicht archivwürdigen, wird zurzeit sehr intensiv diskutiert. Strittige Bewertungsentscheidungen waren ja unlängst publik geworden. Schweizer Erfahrungen stimmen allerdings optimistisch und regen auch zu Pilotprojekten bei Kommunalarchiven an.
1) Geht Demokratie eigentlich ohne Archive?
Archivierende werden diese Frage uneingeschränkt mit „Nein“ beantworten. Für alle Anderen mag dies auf den den ersten Augenblick unverständlich sein. Vielleicht weist das vielzitierte Bonmot des Journalisten Robert Hochner – „Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv“ – den Weg. Die demokratische Kontrollfunktion der Archive kommt hier zum Ausdruck. Politisch-demokratisches Handeln ist nur in den Archiven nachvollziehbar. Heribert Prantl wies den Archiven auf dem Bremer Archivtag gar eine Systemrelevanz zu: “ …. Gute Archive sind also nicht nur Gedächtnisspeicher. Sie sind auch Fehlervermeidungs-Apparaturen. Archive sichern und erschließen die Vergangenheit für die Zukunft – und zwar so, dass die Zukunft auf der Vergangenheit aufbauen, dass sie daraus lernen kann. Archive sind die Basis für die Entscheidungen von Politik und Gesellschaft. ….“ Im vergangenen Jahr beschrieb Hans-Christian Ströbele auf dem Rostocker Archivtag die Rolle der Archive wie folgt: „…. Die Archive seien das Gedächtnis, die NutzerInnen das Gewissen einer Demokratie ….“
Aus der Sicht eines Kommunalarchivs stellt man sich angesichts dieser hohen Bedeutung die Frage, warum Archive dann immer noch als „Luxus“ bezeichnet werden und oft genug mehr schlecht als recht ausgestattet sind.
Liebes Siwiarchiv,
das hat mich sehr gefreut, dass Ihr wieder bei einer Museums-Blogparade dabei seid, dieses Mal bei #DHMDemokratie!
Archive und Demokratie faszinieren mich. Schon eine schwere Entscheidung festzulegen, was archivierungswürdig und was nicht ist. Wie demokratisch ist das tatsächlich? Welche Kriterien gibt es dazu?
Das Archiv als Kontrollinstanz für Politiker ist spannend, jedoch tangiert es diese vermutlich nicht mehr, wohl aber die Rückblende für andere.
Vielen herzlichen Dank. Tatsächlich passte der Artikel in meinen Augen prima zu @gegenvergessen und warum in der Präambel der Gottesbezug steht. https://www.demokratiegeschichten.de/gott-im-grundgesetz-dhm-demokratie/
Merci und bis bald wieder!
herzlich,
Tanja von KULTUR – MUSEUM – TALK
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