„Man muss Archivalien lesen können“

Jährlicher Archivpflegetag: 35 Archivpflegerinnen und Archivpfleger aus dem Erzbistum besuchen Wallfahrtsstadt Werl

Rund 35 Archivpflegerinnen und Archivpfleger aus dem Erzbistum Paderborn besuchen die Wallfahrtsstadt Werl zum jährlichen Archivpflegetag. © Lisanne Hupe / Erzbistum Paderborn

Bereits zum siebten Mal haben sich Pfarrarchivpflegerinnen und Pfarrarchivpfleger aus dem Erzbistum Paderborn zum Archivpflegetag getroffen. Zu der jährlichen Veranstaltung lädt das Erzbistumsarchiv die Ehrenamtlichen ein, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen und sich über aktuelle Entwicklungen auszutauschen. Vor allem die nachhaltige Verbindung zwischen Facharchivaren und Ehrenamtlern, zwischen Verwaltungsleitungen, Sekretariaten und weiteren Hauptamtlichen steht im Fokus. Auch die fachliche Fortbildung kommt dabei nicht zu kurz.

Der Archivpflegetag rückt die Pfarrarchive als „Gedächtnisse der Kirche vor Ort“ in den Blick. In diesem Jahr waren rund 35 Archivpflegerinnen und Archivpfleger aus dem Erzbistum in der Wallfahrtsstadt Werl zu Gast. Im Pilgerkloster begrüßte Wallfahrtsleiter Monsignore Dr. Gerhard Best die angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer und stellte die Geschichte der Wallfahrt zur Muttergottes von Werl, der „Trösterin der Betrübten“, vor. Anschließend führte er durch das vom Erzbistum getragene Pilgerkloster, bevor die „archivische Pilgergruppe“ in der Wallfahrtsbasilika vor dem Gnadenbild die Heilige Messe feierte. In seiner Predigt ging Pastor Gerhard Best auf das bedeutende Wallfahrtsbild ein: „Man muss Archivalien lesen können – und man muss auch ein Gnadenbild lesen können, um die tiefere religiöse Aussage zu verstehen“, führt Monsignore Dr. Gerhard Best aus. Das diesjährige Wallfahrtsmotto: „Ihr seid das Salz der Erde“ aus dem Matthäusevangelium setzte der nichtresidierende Domkapitular in lebendige Beziehung zu den Herausforderungen unserer Zeit. Von Werl kehren die Pilgerinnen und Pilger „verändert“ und „berührt“ wieder zurück, so die Erfahrung des Seelsorgers.

Mitreißende Berichte aus erster Hand
Hauptreferent des Archivtages war der ehrenamtliche Pfarrarchivpfleger von Balve, Rudolf Rath, der das Amt vor 20 Jahren durch die intensive „Überzeugungsarbeit“ seines damaligen Pfarrers Dr. Richter übernommen hatte. Anschaulich und mitreißend berichtete Rath von mehrmaligen Umzügen, von Planungen zu einer fachgerechten Unterbringung im neu zu errichtenden Pfarrheim, und der Überschwemmung der angemieteten Archivräume beim Jahrhunderthochwasser im Juli 2021. Bei den anschließenden Rettungsmaßnahmen sei der örtliche Metzger zur Hilfe gekommen, der das Einfrieren des nassen Archivgutes übernommen hatte, berichtet Rath weiter. Durch schnelle Hilfe vieler Freiwilliger, darunter Pfarrer Andreas Schulte, konnten die Archivalien gerettet und beim Archivamt des LWL in Münster einer Gefriertrocknung unterzogen werden. Rudolf Rath stellte den Teilnehmenden der Tagung eine druckfrische Broschüre zum Pfarrarchiv Balve vor mit dem vielsagenden Titel „Wer braucht denn sowas?“. In die Geschichte eines Besuchs von Opa Hermann und Enkel Sven im Balver Pfarrarchiv eingebettet, berichtet Rath sehr anschaulich und zugleich musterhaft von den Aufgaben und Begebenheiten in seinem Pfarrarchiv. Dank sprach er auch dem Erzbistum für den gewährten Druckkostenzuschuss und die kritische Vorablektüre aus.

Herausstechende Archivalien
Mit Lothar Rüschenschmidt hat das Wallfahrtszentrum einen ausgewiesenen Kenner der Wallfahrtsgeschichte. Er führte durch die bemerkenswerte Archivaliensammlung. Auf besonderes Interesse stießen die Unterschriften von Kardinal Frings, Bundeskanzler Adenauer und Ministerpräsident Arnold bei der großen Schlesierwallfahrt am 28. Juni 1953. Nach einem Besuch der Propsteikirche St. Walburg konnte die bedeutende Bibliothek in der Propstei besichtigt werden und auch Propst Michael Feldmann ließ es sich nicht nehmen, die Archivarinnen und Archivare in seiner humorvollen Art zu begrüßen.
Der Leiter des Erzbistumsarchivs Michael Streit stellte anschließend Neuigkeiten „aus Paderborn“ vor, unter anderem das Format „Archivalie des Monats“. Auch die neue Zuordnung des Erzbistumsarchivs innerhalb des Generalvikariates direkt zu Generalvikar Dornseifer war Thema. Julia Hennig als Geschäftsführerin des Projektes „Kirchenbuchdigitalisierung“ gab einen Überblick über den Projektstand. Die Tagung endete mit einem Dank an alle Organisatoren, besonders an Pfarrsekretärin Kathrin Grümme.
Quelle: Erzbistum Paderborn, Pressemeldung, 6.6.2024

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