Der Blick fällt hinab ins Tal, wo ein beschauliches Dorf mit zwei beeindruckenden Kirchen liegt. An die Häuser schmiegen sich Felder, Wiesen, Wälder. So sah einst Wilnsdorf aus, vor dem Ersten Weltkrieg, gemalt vom Obersdorfer Künstler Karl Jung-Dörfler.
Die „Ansicht Wilnsdorfs vom Höhwäldchen aus gesehen“ ist etwas Besonderes: Soweit bekannt, hat der begabte Maler und Absolvent der Düsseldorfer Akademie der Künste keine weitere Abbildung Wilnsdorfs geschaffen. Das Gemälde entstand um 1913 und wurde 1941 von Jung-Dörflers Witwe, der Ärztin Hedwig Jung-Danielewicz, an einen Wilnsdorfer Bürger verkauft.
Nun hat das Museum Wilnsdorf mit dessen Erben einen Leihvertrag geschlossen, der es ermöglicht, das Gemälde auf Dauer im Volkskundlichen Museum zu präsentieren. Dort fügt es sich in die „Wohnstube“ ein und erinnert an das Wilnsdorf um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Quelle: Gemeinde Wilnsdorf, Pressemitteilung, 9.10.2018
Das Schöne an solchen realistischen Gemälden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg liegt darin, dass sie einen farbigen Kontrapunkt zur Schwarzweißfotografie bieten.
Es wäre interessant zu wissen, unter welchen Bedingungen die vom NS-Regime verfolgte und 1942 ermordete Jung-Danielewicz das Gemälde verkauft hat / verkaufen musste. Sie wurde im November 1942 nach Minsk deportiert. Aufgrund der zahlreichen Fälle von NS-Raubkunst, die in den vergangenen Jahren öffentlich wurden, sollte man bei Gemäldeverkäufen aus dieser Zeit immer besonders gut hinschauen.