Im Rahmen einer Schenkung bekam das Stadtarchiv Siegen unlängst eine großformatige Originalaufnahme mit besonderem Bezug zur Firmengeschichte des Stahlstandorts Geisweid überreicht. Die in einem kunstvoll gestalteten, leicht beschädigten Holzrahmen mit Passepartout befindliche Fotografie wurde anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Geisweider Eisenwerke im November 1896 aufgenommen und zeigt die Belegschaft des traditionsreichen Unternehmens.
Die Gründung der Geisweider Eisenwerke geht auf die im Jahr 1846 erfolgte Inbetriebnahme der „J.H. Dresler oHG“ mit Puddelöfen, Schweißofen, Blechglühöfen, Luppenhammer und Blechwalzen zurück. 1879 erfolgte die Umwandlung der Produktionsstätte in die „Geisweider Eisenwerke AG“. Der Kapitalbedarf für den Ausbau des Werkes sowie für geplante Investitionen machte den Gang an die Börse erforderlich. 1879 betrug die Jahresproduktion an Roheisen 19.120 Tonnen, an Blechen wurden 2.996 Tonnen hergestellt. Am 14. November 1896 fand die große Jubiläumsfeier mit Honoratioren aus Politik, Wirtschaft und Kirche sowie den rund 670 Angestellten samt Ehegattinnen statt, die mit einem Gruppenfoto vor dem Hochofen für die Nachwelt festgehalten wurde. „Punkt 6 Uhr wurde an dem Werke zu einem Fackelzug angetreten, ausgeführt von dem größeren Theile der Arbeiterschaft unter Theilnahme der Beamten; vor dem Zuge marschirte die Krämer´sche Kapelle aus Siegen […]. In Viererreihen marschirten nun die Arbeiter, nach den verschiedenen Betriebszweigen geordnet, mit großen, bunten Lampions, während gleichzeitig Böllerschüsse vom Werk her erdröhnten. […] Wir bemerken dabei noch ergänzend, daß während des Fackelzuges auf dem Berge, welcher Geisweid gegenüberliegt und den Namen ‚Ley‘ führt, ein brillantes Feuerwerk abgebrannt wurde“, wusste die Lokalpresse zu berichten.
Das aufwändig gerahmte Jubiläumsfoto mit der Belegschaft kann bis auf weiteres im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen besichtigt werden. Bei dieser Gelegenheit können sich Interessierte auch gleich mit der Firmengeschichte beschäftigen. Die angeschlossene wissenschaftliche Bibliothek zur Regionalgeschichte hält ein breites Angebot an Literatur, Festschriften und Presseberichten zum weiteren Verlauf der Geisweider Eisenwerke AG bis zu den Deutschen Edelstahlwerken bereit.
Quellen:
Bernhard LOHRUM, Geisweider Eisenwerke. Ein Rückblick auf eine wechselvolle Geschichte. Von der Gründerzeit bis zu den heutigen Deutschen Edelstahlwerken. Bearbeitungsstand: Dezember 2014.
Siegener Zeitung Nr. 270 vom 17.11.1896.
Zur Geschichte der Geisweider Eisenwerke s. a. Bernhard Lohrum: Von den Geisweider Eisenwerken bis zu den Deutschen Edelstahlwerken